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Alexandra Großhans: Imkerin im Schwetzinger Schlossgarten

Sie ist die "Bienenkönigin" von Schloss Schwetzingen: Alexandra Großhans kümmert sich im Herzen der Spargelstadt um Immen, Drohnen & Co.
Die Herrin der Schlossgartenbienen: Alexandra Großhans imkert im Reich Carl TheodorsFoto: Marcel Hesse

Dass es im Schwetzinger Schlossgarten im Sommer summt und brummt, ist nun nichts Neues – die Rabatten stehen in voller Blüte und eine unbeschreibliche Farbenpracht lockt Bienen, Wildbienen und andere Insekten an. Aber wo fliegen die emsigen Tierchen eigentlich hin mit ihren Pollen?

Natürlich weiß man das nie so ganz genau, aber viele bleiben ganz einfach im Schlossgarten: Denn gut versteckt, hinten im Eck, an der äußeren Schlossgartengrenze befindet sich – quasi mitten im Hoheitsgebiet von Kurfürst Carl Theodor – ein eigenes kleines Reich: Der Bienengarten. Hier regiert Imkerin Alexandra Großhans, und zwar gleich über 12 Völker. 11 Bienenstöcke betreut sie in dem kleinen Gärtchen, dazu gibt es einen Schaukasten mit einem kleinen Volk, der spannende Einblicke ins Bienenleben erlaubt, sowie ein großes Wildbienen-Refugium mit vielen Nistmöglichkeiten für die wilden Schwestern der Honigbiene. Schattige Bäume, die Nähe zum Wasser sowie zu den Feldern machen den Ort optimal für die Bienenhaltung.

Nah an der Natur: Der Alltag mit Bienen bringt Abwechslung und Spannung zugleich.Foto: Marcel Hesse
Nah an der Natur: Der Alltag mit Bienen bringt Abwechslung und Spannung zugleich.
Foto: Marcel Hesse

Naturverbunden

Wie sie zur Bienenzucht gekommen ist? „Aus Freude an der Natur“, meint Großhans. Als Kind durfte sie einmal in einen Bienenstock schauen, da war es um sie geschehen. Doch bis zum eigenen Bienenvolk war es noch ein langer Weg. Erst einmal ging sie lange Jahre ihrer anderen großen Leidenschaft nach: Der Barockgeschichte. Als Schlossführerin schlüpfte sie fast 20 Jahre in verschiedene Rollen und Kostüme und brachte den Schlossbesuchern die Geschichte der kurfürstlichen Sommerresidenz anschaulich nahe.

Irgendwann kam dann der Entschluss, sich der Imkerei zu widmen. Nach einem Kurs in der Badischen Imkerschule in Heidelberg und einem lehrreichen Sommer bei ihrem Ketscher Imkerpaten, der ihr viel Praktisches über die Bienenhaltung beibrachte, bekam Alexandra Großhans ihr erstes eigenes Bienenvolk, rasch wurden, dank der Leidenschaft für das Hobby, mehr daraus.

Win-Win-Situation

Als sie Sandra Moritz, die Schloss-Chefin, einmal fragte, ob sie ihre Stöcke im Schlossgarten abstellen dürfe, zögerte diese nicht lange und sagte zu. Eine Win-Win-Situation, denn seitdem gibt es an der Kasse nach der Ernte das „Landesgold“ zu kaufen, so heißt der Schlossgartenhonig made in Schwetzingen.

Imker-Alltag: Alexandra Großhans wird bei ihrem Handwerk nicht langweilig.Foto: Marcel Hesse
Imker-Alltag: Alexandra Großhans wird bei ihrem Handwerk nicht langweilig.
Foto: Marcel Hesse

Bienenleben

Was fasziniert die Imkerin an den Bienen? Zum Beispiel die Komplexität eines Bienenvolkes. Neun Monate geht das Bienenjahr, vom Frühjahr, wenn die Natur erst erwacht, um dann zu explodieren, bis in den Herbst hinein, wenn die großen Bäume blühen.

33 Tage lebt eine Honigbiene im Schnitt – dabei macht sie eine beachtliche Karriere: Von der Putzfrau zum Kindermädchen, von der Konstrukteurin über die Klimaforscherin, Bestatterin hin zur Wächterin über den Staat. Und nur die letzten drei Tage, erklärt Großhans, geht es für die Biene raus in die weite Natur. Bis zu 2000 Blüten am Tag fliegt sie dann an, sammelt die Pollen und trägt ganz nebenbei dazu bei, dass wir Menschen uns keine Sorgen um unsere Ernährung machen müssen: Denn auch Obst und Gemüse, Kräuter und vieles, was Mutter Natur sonst so bietet, wachsen nur, wenn die Biene die Bestäubung erledigt.

Von der Putzfrau zum Kindermädchen: In ihrem Leben durchläuft eine Honigbiene viele Stadien.Foto: Marcel Hesse
Von der Putzfrau zum Kindermädchen: In ihrem Leben durchläuft eine Honigbiene viele Stadien.
Foto: Marcel Hesse

Entschleunigend

Das Herunterkommen vom manchmal hektischen Alltag ist für Großhans ebenfalls ein wichtiger Aspekt, den die Imkerarbeit bietet. „Manchmal setze ich mich einfach mal eine Weile vor ein Flugloch, um die Bienen bei der Arbeit zu beobachten. Das ist wichtig, um den Überblick zu haben, aber auch Entschleunigung.“
Den Umgang mit den Bienen gestaltet sie so ökologisch und nachhaltig wie möglich. So sind die Beuten selbst gebaut, Lasten werden mit dem Lastenrad transportiert und den Stöcken nur so viel Honig entnommen, wie die Bienen entbehren können.

Arbeiten mit Bienen heißt auch: Arbeiten mit Wildtieren.Foto: Marcel Hesse
Arbeiten mit Bienen heißt auch: Arbeiten mit Wildtieren.
Foto: Marcel Hesse

Imkern im Trend

Mit Freude beobachtet Großhans, dass sich ihr Handwerk inzwischen auch bei jungen Leuten wieder großer Beliebtheit erfreut. Menschen, die sich für Imkerei interessieren, rät sie nicht nur einen entsprechenden Kurs zu besuchen und sich einen Imkerpaten oder -patin zu suchen. „Man sollte in einen Imkerverein gehen.“ Als Frau war sie in der Männerdomäne Imkerei zwar erst einmal etwas Besonderes, aber das Eis war rasch gebrochen und die männlichen Kollegen haben immer den einen oder anderen wichtigen Tipp parat.

Und wenn eine Biene mal sticht? „Das gehört halt dazu“, meint Großhans mit einem Lächeln, „Bienenzucht ist eben keine Kaninchenzucht.“ Das stimmt wohl.

Summ, Summ, Summ

Zu den Bienenstöcken im Schwetzinger Schlossgarten werden auch regelmäßig Führungen angeboten: „Das süßeste Gold“ können Erwachsene dort suchen und für Kinder gibt es „Summ Summ Summ, die Geheimnisse der Schlossgartenbienen“. Weitere Informationen über das Service Center-Telefon 06221/6 58 88-0.

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von jr
16.04.2024