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Mirko Krebs: Astrofotografie – Von Hemsbach aus ins Weltall

Technikinteresse, Faszination fürs All, Naturverbundenheit: Mirko Krebs aus Hemsbach fotografiert hobbymäßig den Nachthimmel. Ein Erlebnisbericht.
In seiner Freizeit fotografiert Mirko Krebs den Nachthimmel. Sein Ansporn: Eine Mischung aus technischem Interesse, Faszination für den Weltraum und Naturverbundenheit.Foto: km

Es ist früher Nachmittag, als Mirko Krebs anruft und mitteilt: Heute Abend ist es so weit – der Wetterbericht verspricht endlich wieder eine sternenklare Nacht. Die waren im Frühjahr 2024 bislang selten, da darf keine Gelegenheit ausgelassen werden. Für uns geht es heute auf die Juhöhe, oberhalb von Laudenbach. „Wir schauen, dass wir ein paar hundert Meter Atmosphäre hinter uns lassen“, erklärt er. Denn für das perfekte Bild versuchen Astrofotografen jede mögliche Störung zu minimieren.

Gute Aussichten

Gegen 20 Uhr geht es dann los. Treffpunkt ist eine wenig befahrene Straßenkreuzung, ein paar hundert Meter außerhalb des Örtchens Juhöhe. Von hier bietet sich ein hervorragender Blick in alle Himmelsrichtung – selbst der Pfälzer Wald ist vor Sonnenuntergang heute besonders gut erkennbar. Solange es noch hell ist, bauen wir die Teleskope auf – Krebs hat gleich zwei dabei, eins zum Fotografieren und eins zum Durchgucken.

Gerade bei dem Teleskop, mit dem wir heute ein Foto schießen wollen, sind eine Menge technische Details zu beachten. Angefangen bei der Brennweite, quasi der Auflösung des Teleskops. Mit großer Brennweite könne man besonders gut kleinere Ausschnitte in den Blick nehmen und in die Tiefe des Alls blicken, so der Astrofotograf. Wir aber arbeiten heute mit einer eher kurzen Brennweite. Diese sei eher dazu geeignet, breitere Bildausschnitte und damit größere Objekte wie Weltraumnebel abzulichten.

„Der Nachthimmel ist bunt“

Wir nehmen heute Abend gleich zwei Objekte ins Visier. Am frühen Abend ist zwischen Mond und Jupiter der Komet 12P/Pons-Brooks zu sehen. Der „Teufelskomet“ lässt sich nur etwa alle 71 Jahre beobachten. Für ein Foto reicht die Beobachtungszeit heute allerdings nicht. Denn: „Wir arbeiten mit sehr langen Belichtungszeiten“, erklärt Krebs. Nur so könne man Himmelsobjekte detailliert zum Vorschein bringen, die mit bloßem Auge nicht sichtbar sind. Es ergibt sich eine regelrechte Fülle an Sternhaufen, Nebeln, Galaxien und vielem mehr. Krebs betont immer wieder: „Der Nachthimmel ist bunt – wir sehen es nur nicht.“

Der
Der "Teufelskomet" 12P/Pons-Brooks ist nur alle 71 Jahre von der Erde aus sichtbar.
Foto: Mirko Krebs

Unsere Wahl des Fotomotivs fällt auf die Galaxie M 51 – die Whirlpool-Galaxie. Sie ist in dieser Nacht weitaus länger am Himmel zu entdecken als der Komet. Für das Foto, das wir heute schießen, haben wir fast anderthalb Stunden Belichtungszeit. Eine lange Zeit, in der viel passieren kann. Einfallendes Licht durch vorbeifahrende Autos, eine große Menge vorbeifliegender Satelliten und nicht zuletzt die Erdrotation und der sich scheinbar bewegende Himmel. Für letzteres Problem liegt die Lösung im Aufbau des Teleskops selbst.

Die Whirlpool-Galaxie M51 scheint ihre Begleitgalaxie NGC 5195 zu verschlin- gen. Sie ist etwa 24 Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernt.Foto: Mirko Krebs
Die Whirlpool-Galaxie M51 scheint ihre Begleitgalaxie NGC 5195 zu verschlin- gen. Sie ist etwa 24 Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernt.
Foto: Mirko Krebs

Eine weitere kleine Kamera fotografiert M 51 alle zwei Sekunden. Wenn sich das Objekt einen Pixel weiterbewegt, wird diese Info an die Montierung des Teleskops weitergegeben, das dann automatisch nachkorrigiert. Das Teleskop verfolgt also unser Objekt. Für plötzlich einfallendes Licht und Satelliten gibt es eine andere Lösung. Während der fast anderthalb Stunden Belichtungszeit wird nicht nur ein Foto geschossen: Jedes Einzelbild wird fünf Minuten lang aufgenommen – am Ende steht also eine Reihe Bilder, die übereinandergelegt werden. Fehler, die nur in einem Bild vorkommen, werden später herausgerechnet.

Mir wird an diesem Abend schnell klar, dass man bei der Astrofotografie keinen Aufwand scheut, um selbst die kleinsten möglichen Fehlerquellen zu identifizieren und minimieren. Sei es das Grundrauschen der Kamera, die Lichtverschmutzung, Staubkörner oder das Ausleseglühen – Krebs hat immer einen technischen Trick parat, um am Ende auch wirklich nur das Objekt abzubilden, das wir sehen wollen.

Große Leidenschaft

Angefangen mit der Astrofotografie hat Mirko Krebs vor etwa zwei Jahren. Eigentlich wollte er mit einem Teleskop seiner Tochter den Sternenhimmel näherbringen – daraus erwuchs schließlich eine große Leidenschaft. Was ihn antreibt? Es ist wohl eine Mischung aus der Faszination für den Sternenhimmel, technischem Interesse, aber auch einfach Naturverbundenheit. Denn im Endeffekt steht man mehrere Stunden draußen in der Natur, schaut in den Himmel, lauscht auf Rascheln von Blättern und die Rufe von Uhus. „Wenn ich hier nach einem harten Arbeitstag rausfahre, dann erdet mich das“, erzählt Krebs. Denn wenn man sehe, wie gewaltig die Weiten des Weltalls sind, dann wirkten irdische Probleme gleich viel kleiner.

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von km
27.04.2024